Hallo!
Post by O.KniebelWollte nur mal wissen, ob der angepriesene Dreifach-Super-Empfänger die
Rundfunküberschläge im 4m Band ordentlich verhindert. Mein guter alter
AE-90H macht im 4m Band mehr Radio als alles andere, sofern ich eine
ordentliche Antenne anschließe.
Ich hatte bis heute nicht einen einzigen "Scanner" in der Hand, der das
4m Band an einer ordentlichen (tm) Antenne vernünftig wiedergegeben hat.
Einige Scanner können es besser, die allermeisten eher schlechter.
Dafür gibt es grundlegend physikalische Gründe.
So ist speziell das 4m Band sehr anspruchsvoll. Rundfunksender mit zig
kW Strahlungsleistung wenige MHz neben den gewünschten Nutzsignalen die
locker 20-30dB darunter liegen.
Reichlich Störsignale aus der EDV- und Unterhaltungselektronik fallen
ebenso noch als Lattenzaun bis ins 4m Band.
Diese "Rundfunküberschläge" sind übrigens keine "Überschläge" im Sinne
von Nachbarkanaldurchschlag, weswegen dieser Begriff technisch falsch ist.
Es handelt sich bei diesem Effekt schlichtweg um Intermodulationseffekte:
Je mehr starke Sender auf die erste Aktive Stufe (Vorverstärker) hinter
der Scannerbuchse einhämmern, entstehen in dieser Stufe Mischprodukte
auf multiplen Frequenzen. Das was da raus kommt ist das verstärkte
Nutzsignal, allerdings mit einer riesigen Nadelpyramide links und rechts.
Es gibt in der professionellen Funktechnik (Betriebsfunk, Flugfunk,
Militär usw.) zwei wirksamme Techniken dieses Problem in den Griff zu
bekommen.
1.: Ausreichend schmale Filter welche ausserhalb des gewünschten
Nutzfrequenzbereiches alle benachbarten Bereiche drastisch abdämpft.
Solche Filter sind nicht beliebig klein miniaturisierbar. Da braucht es
mehrere Kubikzentimeter Platz für, wenn es z.B. 68-87MHz geringe
Welligkeit und bei 88-89MHz bereits 20dB Dämpfung haben soll.
Für Scanner zu teuer vom Material und zu aufwändig in der Produktion
(Abgleichaufwand).
Und bei Handscannern kommt noch hinzu, das die Hersteller lieber kleine
und leichte Geräte vermarkten möchste, statt kofferradiogroße
Telefonzellen...
2.: Solch eine Vorverstärkerstufe ist um so Intermodulationssicherer, je
höher ihr Ruhestrom ist. Hierdurch sinkt zwar die maximale
Empfindlichkeit, aber im weitaus größerem Umfang nimmt halt die
Übersteuerungsfestigkeit zu.
Bei anständgen Betriebsfunk-Mobilgeräten wie z.B. den Motorola GM3x0
gibt es z.B. den "Feststationsbetrieb".
Heißt nix anderes als "du bekommst eine große Antenne mit viel Pegel,
also gibt der Vorstufe mal ordentlich Strom!".
Das geht eben mit Geräten die z.B. von einer LKW-Batterie oder einem
Netzteil betrieben werden.
Bei Hanfdunkgeräten oder Handscannern, welche ja naturgemäß
hauptsächlich für Akku- bzw. Batteriebetrieb gedacht sind, sind aber
mehrere hundert Milliampere alleine für die Vorstufe schlichtweg nicht
denkbar. Wer kauft schon ein Handgerät welches alle 20 Minuten über
leere Batterien jammert?
BTW: Das bisher erste Handgerät welches zumindest an einer ordentlichen
4m Mobilantenne noch absolut störungsfrei das gesamte 4m Band empfangen
kann bei mir, ist ein Betriebsfunkgerät Vertex VX-924 MB.
Dies wird dort durch halbwegs angemessene Filterung im Frontend erreicht.
Aber es ist halt eben ein Handfunkgerät.
Sprich, mitten in Dortmund an einer 4m Groundplane rund 12m über dem
Boden, flattert bei dem Funkgerät auch schon die Rauschsperre, ebenso
sind auf manchen Kanälen reste von Rundfunkmischprodukten hörbar.
Hat man also ähnlich hohe Ansprüche wie ich, kommt man für 4m an einer
anständigen Hochantenne kaum an entsprechend dimensionierte
Betriebsfunkgeräte vorbei.
sowas darf z.B. von eBay eine Teletron T8400 oder eine Bosch KF84 oder
gar KF88 sein, für bissel mehr Geld auch gerne was mit Fug8b-Zulassung.
Jedoch Vorsicht:
Das einzig noch aktuell in Serie als 4m Betriebsfunkgerät gefertigte und
vermarktete Mobilfunkgerät ist das Motorola CM340/360.
Bevor man für sowas viel Geld ausgibt sollte man wissen das "CM" zwar
"Commercial" heißen soll, aber effektiv auch als "Consumer Mangelhaft"
bezeichnet werden kann.
Die Empfänger sind kein Deut besser als Scanner der Preisklasse 80-150€.
Nicht umsonst ist das CM360 in der TR-BOS-Prüfung zum Fug8a gnadenlos
durchgefallen.
Grüße aus Dortmund
Jürgen Hüser, DG7GJ
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www.funktechnik-hueser.de